Die Space Insects entstammen einer Idee, die ich mir als Kind im Alter von zehn Jahren ausgdacht habe. Als Trekkie war ich fasziniert von Science Fiction. Mich hat nur immer gestört, dass Insekten immer die bösen Weltraummonster waren. Schon damals war ich ein Insektenfreund. Also dachte ich mir Geschichten von heldenhaften Ameisen aus, die durchs Weltall fliegen. Als ich älter wurde, schrieb ich andere Geschichten und vergaß die Insects für eine lange Zeit.
Wenn man über die Zukunft der Menschheit redet, denken die meisten Leute gleich an Cyberpunk- Visionen oder die Apokalypse. Als Autor in einer Zeit des Klimawandels und des Bienensterbens machen Weltuntergangsszenarien einen großen Bestandteil meiner Geschichten aus. Aber ich will mich nicht an dem orientieren, was schon viele vor mir veröffentlicht haben. Ich denke dann immer einen Schritt weiter und überlege mir, wie die Welt aussieht, wenn wir nicht mehr da sind. Vielleicht übernimmt dann eine andere Spezies die Weltherrschaft. Wer weiß, wie viele Planeten wir mit irdischem Leben kontaminieren, bevor wir aussterben. Wird das dann unser Vermächtnis sein? Vielleicht sterben wir gar nicht aus und entwickeln uns in andere Spezies weiter.
Früher waren meine Geschichten ziemlich düster und ich bekam Depressionen, weil meinen Geschichten etwas fehlte, was mich in meiner Kindheit immer glücklich gemacht hat. Ich war damals verdammt zynisch. Als ich aus Nostalgie wieder alte Don Bluth-Filme sah, kam mir der Gedanke, etwas zu machen, das immer seltener wurde. Geschichten, die Kindern Hoffnung machen. Ich sah es als eine Herausforderung, die Apokalypse jugendfrei zu gestalten. Bunt, schräg und putzig, wie in den 80ern. So kam mein Comic „Little Wonder in der Mäusestadt“ zustande.
Einige Erwachsene und Buchläden waren von meinen Ideen nicht sehr begeistert. Die sagten, das würde in der Masse untergehen. „Kinder würden das nicht verstehen.“, hieß es, „Zu gruselig!“. Aber Kinder werden jeden Tag in der Schule und durch die Medien mit apokalyptischen Warnungen konfrontiert. Sie verstanden das also sehr wohl. Und nach einer Lesung in einer Schule waren die Kinder völlig vernarrt in meine Geschichten und die Nachfrage stieg.
Irgendwann kam ich auf die Idee, die Space Insects wiederzubeleben, nachdem diese fast nur noch verschwommen in meiner Erinnerung geisterten. Ich sammelte alle Erinnerungen, die ich noch hatte und interpretierte die Figuren neu. Ich ging damit zu Alexandros Stavridis, einem Freund, der sich gut mit Hintergrundzeichnungen und Raumschiffdesign auskannte, und fragte ihn, ob er mir dabei helfen würde, dieses Projekt umzusetzen. Er sagte zu.
2019 entwarfen wir einen Pilot, den wir als Comicheft rausbringen wollten. Dazu trafen wir uns zu Meetings und quatschten über jeden Blödsinn, der uns gerade einfiel. Je verrückter die Idee desto besser. Wir durften diesen Blödsinn nicht zurückhalten. Ich und Alexandros arbeiten deswegen so gut zusammen, weil unsere Köpfe wie riesige Bibliotheken sind. Schon als Kind habe ich viele
Dokumentarfilme gesehen. Die Insektenwelt ist ja sowas von bunt und vielfältig und unser Allgemeinwissen so groß, dass es uns nicht schwerfiel, interessante Ideen für den Comic zu entwerfen.
Wir ließen einige Hefte drucken und verteilten diese. Wir bekamen Danksagungen und lobende Kritik durch Mundpropaganda. Die mochten es, dass die Idee so frisch und ungenutzt war, und wollten wissen, wann es weitergeht. Die Insects kamen so gut an, dass wir das nicht ignorieren konnten. Auch der Art Director Alexander Ackley sah das so, nachdem ich ihm drei verschiedene Produkte zeigte, Little Wonder, Space Insects und Wartime Adventure. Er sagte „Space Insects!“, schlug aber vor, den Titel in Interstellar Insects zu ändern. Ich schrieb ein Skript für mehrere Episoden. Das sollte aber keine sterile Dystopie werden. Ich wollte die Eindrücke der Natur wiedergeben.
Ich lasse auch andere Künstler daran teilhaben. Deswegen taucht in jeder Ausgabe eine Comicfigur eines anderen Zeichners als Easter-Egg auf. Da ich auch Hintergrundcharaktere brauchte, um die Umgebungen belebter wirken zu lassen, machte ich aus Kollegen vom Comicstammtisch insektenartige Karikaturen. Das kam bei den Kollegen gut an und es wurde zu einem Trend, den wir Insektifizieren nannten. Ich denke, das ist ein besonderes Merkmal, das die 80er sehr erfolgreich machte. Die Bereitschaft, Ideen mit anderen Künstlern zu teilen, sich zusammenzutun und etwas zu erschaffen, mit dem man sich verbunden fühlt.
Die 80er hatten eine stark ausgeprägte Persönlichkeit, von der ich mich oft inspieren ließ. Ich will die 80er aber nicht kopieren, sondern die Leidenschaft und das Feeling wiederbeleben, das mich früher so verzaubert hat und die Menschen in eine Welt versetzt, die sie so noch nicht kannten. Damit hauche ich meinen Geschichten Leben ein. Ich will damit den 2020ern ein eigenes Gesicht verleihen. Ein Gesicht, das der Apokalypse trotzt.